B.C.
Koekkoek-Haus


Das B.C. Koekkoek-Haus

Das B.C. Koekkoek-Haus stellt eine architektonische Kostbarkeit in Kleve dar. Das Gebäude, das bei der Zerstörung der Stadt im Jahre 1944 verschont geblieben war, zählt zu den bedeutendsten Denkmälern des 19. Jahrhunderts am Niederrhein.

1834 ließ sich der damals 30-jährige Maler Barend Cornelis Koekkoek in Kleve nieder. Ein Jahr zuvor hatte er sich mit Elise Thérèse Daiwaille vermählt, einer Tochter seines Lehrmeisters an der Akademie in Amsterdam, Jean Augustin Daiwaille.

Anfänglich musste das frisch getraute Ehepaar, das später fünf Töchter bekommen sollte, einige Jahre zur Miete wohnen. Doch der große Erfolg, den der Maler durch seine herausragenden Gemälde genoss, ermöglichte es ihm, 1842 eine Parzelle vor dem 1820 geschleiften Kavarinertor, dem alten Zugang zur Stadt, zu erwerben. Dieses Grundstück, auf dem das alte Haus Lobry stand, besaß auf der Rückseite einen Garten und wurde zur Stadt hin durch die Reste der alten Stadtmauer begrenzt. Hier bot sich Koekkoek ein romantisches und geeignetes Ambiente, um seinen Traum von einem Künstlerpalast mit Atelierturm und einem privaten Parkgelände realisieren zu können.

Bevor Koekkoek sich jedoch vollends der Errichtung des neuen Wohnhauses widmete, hatte er bereits 1843 den sogenannten Atelierturm errichten lassen. Dieses Gebäude, das ihm als privates Atelier dienen sollte, markierte den höchsten Punkt seines Grundstücks. Der ihm als „Belvedere“ dienende Turm bestand aus drei Etagen; von der obersten aus ließ sich sowohl sein privater Garten als auch das unvergleichliche Panorama über die Rheinebene, von Wesel bis nach Arnhem über den Tiergarten hinweg genießen.

In den Jahren 1847-48 ließ Koekkoek schließlich unter Anleitung des Klever Architekten Anton Weinhagen das alte Haus Lobry abreißen und ein Wohnhaus in Anlehnung an römische Palastarchitektur errichten, das in Kleve „Palais Koekkoek“ genannt wurde. Die vordere Repräsentationsseite des Gebäudes erinnert an ein italienisches Palazzo der Renaissance, die rückwärts gewandte Gartenseite vermittelt den Eindruck eines südlichen Landhauses.
Zur Kavarinerstraße hin verfügt das Haus über vier Etagen mit fünf Fensterachsen, seitlich befindet sich ein leicht zurück versetzter einachsiger Anbau, der den Haupteingang und einen Balkon aufwies. In der unteren Etage befand sich eine Küche mit Vorratskammern.
Auf dem ersten Stockwerk, der „Beletage“, die man, durch den Haupteingang kommend, über ein imposantes Treppenhaus mit tonnenförmiger Kassettendecke erreichen kann, befanden sich die wichtigsten Wohnräume der Familie Koekkoek. In dem großen und repräsentativen Saal, der über reiches Intarsienparkett, einen mittig stehenden offenen Kamin und eine mit Stuck und vergoldeten Verzierungen geschmückte Decke verfügt, empfing der Maler seine Gäste, worunter sich beispielsweise der König von Holland befand. Zum Garten hin lagen die Kinderstube und der Speisesaal.
Ein dreiläufiges Treppenhaus aus Rüsterholz führte an drei Rundfenstern vorbei zur nächsten Etage, die über eine Schlafstube, einen Salon mit eingebauten Kleiderschränken und ein Boudoir, das heutige Balkonzimmer, verfügte. Im Dachgeschoss lagen zur Straße hin ein Raum für Koekkoeks Schwager Alexander Joseph Daiwaille, der als Junggeselle bis 1849 bei der Familie Koekkoek lebte, ein Atelierraum, die Bedienstetenstube und rückwärts gewandt einige Räume für Mägde und die Gouvernante.

Nach Koekkoeks Tod im Jahre 1862 verkaufte seine Witwe das Gebäude und ließ den größten Teil der Einrichtungsgegenstände zur Versteigerung nach Amsterdam bringen. Nachdem das Haus in den weiteren Jahren im Besitz verschiedener Personen gestanden hatte, erwarb es 1902 der aus Emmerich stammende Arzt Hans van Ackeren, der es wesentlichen Veränderungen unterziehen ließ. So brachte er das direkt an das Haus anliegende Zollhäuschen, das Koekkoek nie hatte erwerben können, in seinen Besitz. Nach dessen Abriss erweiterte van Ackeren das Gebäude um einen dreiachsigen Trakt, der von dem Klever Architekten Otto van de Sandt 1909 realisiert wurde und Praxisräumlichkeiten unterbringen sollte. Äußerlich ließ er den Anbau an das Ensemble angleichen, im Inneren verlieh er ihm jedoch eine Einrichtung im Jugendstil.

Das Gebäude blieb von den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges nahezu verschont, daher fungierte es nach 1945 mehrere Jahre als städtisches Rathaus.
Nachdem es seit 1960 als Städtisches Museum gedient hatte, konnte es 1997 in seinen ursprünglichen Zustand – in den eines Künstlerhauses – zurückgeführt werden. Gleichzeitig konnte in ihm ein Museum eingerichtet werden, das sich maßgeblich mit dem Werk von B.C. Koekkoek, seiner Familie, seiner Lehrlinge und Zeitgenossen auseinandersetzt. Das Gebäude stellt in seiner Gesamtheit eine Besonderheit in der holländischen romantischen Malerei in Deutschland dar, die unter dem Namen ‚Klever Romantik’ Einzug in die Kunstgeschichtsbücher hielt.

Durch eine Bürgerinitiative konnte eine Stiftung gebildet werden, die sich dem Erhalt des Gebäudes und der darin präsentierten Werke widmet und maßgeblich durch den Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., die NRW-Stiftung und die Stadt Kleve unterstützt wird.

Das Museum, das heute von Besuchern aus dem In- und Ausland mit großem Interesse aufgesucht wird, verfügt über einzigartiges Mobiliar und kostbare Einrichtungsgegenstände aus dem 19. Jahrhundert. Es spiegelt die Atmosphäre einer längst vergangenen Zeit wider – eine Zeit, in der der Landschaftsmaler B.C. Koekkoek und seine Schüler die Vielzahl außergewöhnlicher Gemälde und Werke erschaffen haben.

Auf der obersten Etage des Museum B.C. Koekkoek-Hauses finden in regelmäßigen Abständen Ausstellungen statt. Neben denen, die sich dezidiert an den Werken von Koekkoek orientieren, behandeln die meisten Schauen zeitgenössische Künstler, die sich in ihrem Schaffen maßgeblich mit der Landschaft befassen.
Gelegentlich werden auch historische Thematiken ausgestellt, die eine Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Kleve und ihre Entstehung haben. Dabei gab es auch Ausstellungen, die sich mit der Verwüstung Kleves während dem Zweiten Weltkrieg und dem jüdischen Leben in Kleve befassten.
Das B.C. Koekkoek-Haus in Kleve
Jean Augustin Daiwaille, Selbstbildnis, um 1845
Jean Augustin Daiwaille, Bildnis der Elise Thérése Daiwaille, der Ehefrau von Barend Cornelis Koekkoek, um 1835
Der Treppenaufgang des B.C. Koekkoek-Hauses mit der Büste von B.C. Koekkoek von J.N. van Gelder
Der Goldene Salon im B. C. Koekkoek-Haus
Das B.C. Koekkoek-Haus mit der 1904-06 angebauten Arztpraxis
Das B.C. Koekkoek-Haus
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